Pressbrokat

Pressbrokat




...  ist eine Verzierungstechnik bei der Brokatstoff (schweres Seidenzeug, durchwebt mit Gold- Silberfäden) imitiert werden. Pressbrokate sind anhand datierter Objekte in der Zeit zwischen 1400 - 1597 nachweisbar und bewegen sich damit kunst- und zeitgeschichtlich betrachtet, im Übergang von Spätgotik zu Renaissance.

                                                                                                                                                             © Katja Brand 2021 


Verbreitungsgebiet der Pressbrokat Technik in Europa. In Italien gibt es bisher nur Nachweise in der Lombardei. Unten rechts: Siebenbürgen (Transsilvanien/zenrales Rumänien)                                                                                                                                                                                               

Vor allem im 15. Jahrhundert werden die Imitationen zu prachtvollen plastischen Verzierungen an Tafelgemälden und Skulpturen.

Italien & Spanien sind die Zentren der spätmittelalterlichen Seidenindustrie: Lucca, Florenz, Mailand, Bologna und Genua beliefern über den Hauptumschlaghafen Brügge, Mittel- und Nordeuropa mit Brokatstoffen.

Da es in den Niederlanden die größte Auswahl an Stoffen gab, liegt es nahe das die Imitation dort zuerst auftrat.

 

Bei der Technik des Preßbrokats wird eine Zinnfolie durch pressen mit einem gravierten Model geprägt. Die Folie wird rückseitig mit einer Stabilisierungsmasse bestrichen und dann auf den gewünschten Untergrund gebracht. Nach dem Trocknen der Stabilisierungsmasse wird vergoldet.

Da mit dem Model immer wieder dasselbe Muster geprägt werden kann, ergibt sich ein Rapport. Den Preßbrokat kann man an den sich ergebenden Kanten bzw. Stößen gut erkennen.

Preßbrokat Technik - Durchführung




Motiv

 

Ein typisches Grantapfelmuster ca. 1466.

Vorlage vom Hochaltar von Friedrich Herlin, St. Jakob zu Rothenburg o. T.

 

Das Motiv wird mit Kohlepapier auf den Model aus Lindenholz übertragen. In diesem Fall wurde für das Model Längsholz verwendet, da nur wenige Zinnfolien geprägt werden sollten. Wenn das Model für eine längere Benutzung vorgesehen ist, kann es auch aus Hirnholz gefertigt werden, da es dann haltbarer ist.



Gravieren

 

Vor dem gravieren ist es empfehlenswert die Gravur Richtung einzuzeichnen. Dabei können die verschiedenen Richtungen als Gestaltungsmittel eingesetzt werden. Bei der späteren Vergoldung werden die verschiedenen Gravuren unterschiedliche Reflexionen erzeugen.

 

Beim Gravieren mit einem schmalen Schnitzeisen muss auf die verschiedenen Holzrichtungen geachtet werden, um ein Ausbrechen der schmalen Stege zu vermeiden. Bei verschiedenen Beispielen historischer Preßbrokate werden zwischen 9 – 17 Rillen pro Zentimeter graviert.

 

Prägen

 

Die Zinnfolie wird genau auf das Maß des Models zugeschnitten, dies ist wichtig da sonst beim Pressen unschöne Überstände entstehen.

 

Beim Pressen wird das Model mit der Zinnfolie belegt und darüber eine weiche Zwischenlage aus Filz. Als Zulage muss eine sehr dicke und stabile Mehrschichtplatte oder ähnliches verwendet werden, da diese beim Pressen mit dem weichen Filz sehr schnell nachgibt.

 

Zum Pressen wurde eine Spindelpresse eingesetzt. Um ein optimales Prägeergebnis zu erzielen, muss beim Pressen viel Kraft aufgewendet werden. Sollte sich dennoch nicht das gesamte Muster durchgedrückt haben, kann dies mit einem einfachen Filz und Hammerschlägen auf den selbigen korrigiert werden. Dies ist auch die historisch verwendete Technik um das Muster in die Zinnfolie zu prägen, heute ist aber sicher die Spindelpresse vorzuziehen.

Applizieren

 

Nachdem die Zinnfolie vollständig geprägt wurde, sollte auf die obere Seite der Zinnfolie eine Stabilisierungsmasse aus pastösem Kreidegrund aufgetragen werden. Der Kreidegrund muss eine Weile anziehen und kann dann auf den Untergrund (ebenfalls mit Kreidegrund als Klebemittel) aufgebracht werden.

 

 

Vergolden

 

Die Vergoldung sollte nach dem Trocknen des Kreidegrundes erfolgen. Als Bindemittel wurde für die Vergoldung Gelatine verwendet. Nachdem das Bindemittel getrocknet ist, kann die Vergoldung mit Watte poliert werden.

 

 

 



Quellen

 

CAPELLE, T. / ARMBRUSTER (2003): Preßblecharbeiten & Preßblechornamentik, In: Heinrich Beck, Johannes Hoops. (Hrsg.) Reallexikon der germanischen Altertumskunde Bd. 23, 2., völlig neu bearb. und stark erw. Aufl.Berlin [u.a.]: de Gruyter, S.409 ff


GEELEN, INGRID / STEYAERT, DELPHINE (2011): Imitation and illusion. Applied brocade in the art of the Low Countries in the fifteenth and sixteenth centuries, Brussels: Koninklijk Instituut voor het Kunstpatrimonium

 

GEELEN, INGRID / STEYAERT, DELPHINE (2003): “Geperste brokaten in de Zuidelijke Nederlanden, In: Van den Berg, Bianca/ Fock, C Willemijn (2003): Eredoeken in geperst brokaat: brokaatimitaties op de koorzuilen in de Pieterskerk Leiden, Leiden by Stichting Pieterskerk Leiden, 49-77


KLEIN-PFEUFFER, MARGARETE (1993): Merowingerzeitliche Fibeln und Anhänger aus Preßblech. Marburger Studien zur Vor- und Frühgeschichte, Band 14, Frey/ Roth/ Dobiat (Hrsg.), Stuttgart: Hitzeroth


REMBRANDT DUITS (2008): Gold brocade and Renaissance painting. A study in material culture. London: Pindar Press


STRAUB (1988): Tafel- und Tüchleinmalerei des Mittelalters in: Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken. I. Farbmittel, Buchmalerei, Tafel- und Leinwandmalerei, Stuttgart, 1988: 125-259



TAUBERT, JOHANNES (2015): Farbige Skulpturen. Bedeutung, Fassung, Restaurierung. München, Callwey



WESTHOFF, HANS (1996): Graviert, gemalt, gepresst: spätgotische Retabelverzierungen in Schwaben, Württembergisches Landesmuseum Stuttgart Stuttgart: Süddeutsche Verlagsgesellschaft



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